Christoph Stückelberger: Korruption bekämpfen
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Biblische Einsichten zur Korruption
Korruption ist fast so alt wie die Menschheit, bekannt jedenfalls seit der Existenz von Rechtsprechung. Auf der Suche nach ethischen Kriterien für die Beurteilung von Korruption sind biblische Einsichten aufschlussreich. Zwei ausführliche neuere theologisch-ethische Untersuchungen beschäftigen sich damit (Rennstich, 1990, 137-197-1 Kleiner, 1992, 83-183).
Der älteste Hinweis auf Korruption im Alten Testament scheint im Buch Exodus, nur drei Kapitel hinter den zehn Geboten, zu stehen (Kleiner, 1992, 101ff): "Bestechung sollst du nicht annehmen, denn die Bestechung macht Sehende blind und verdreht die Sache derer, die im Rechte sind." (2. Mose 23,8) Dieses Korruptionsverbot stammt bereits aus vorköniglicher Zeit und ist nicht zufällig an Richter gerichtet, keine Bestechungsgelder anzunehmen. Die unparteiische Rechtsprechung ist für jedes Rechtssystern seit deren Bestehen zentral. Auch in der Umwelt des Alten Testaments, in Ägypten und Mesopotamien, war das Phänomen der Bestechung bekannt, aber hier im Buch Exodus ist bereits ein Gesetz gegen Korruption formuliert! Wichtig ist auch die ethische Begründung für das Korruptionsverbot: die Wahrheit und die Gerechtigkeit, besonders der Rechtsschutz für die Armen, wie aus andern Stellen hervorgeht.
Aus der Königszeit sind die Söhne des Königs Samuel erwähnt, dass sie Bestechungsgelder zu ihrem eigenen Vorteil annahmen (1 Sam 8,3). In den Königsbüchern wird deutlich, dass Korruption auch aussen- und militärpolitisch eingesetzt wurde: Mit Hilfe von Bestechungsgeldern wurden Verbündete des Gegners gewonnen, militärische Aktionen gegen diesen durchzuführen (1 Kön 15,19; 2Kön 16,8).
Die theologische Begründung der Ablehnung der Korruption wird besonders bei den Propheten deutlich. Gott Jahwe ist unbestechlich, da er selbst das Recht und die Gerechtigkeit ist. Deshalb erkauft er auch die Rückführung seines Volkes Israel aus dem Exil in ihr Land nicht mit Schmiergeldern an König Kyros (wie das vielleicht einige aus dem Volk vorgeschlagen haben?). Korruption zerstört die Gemeinschaft. Wer besticht, wird sogar direkt als gottlos und damit als von der Gemeinschaft mit Gott ausgeschlossen bezeichnet (Spr 17,23). Gottesfürchtig ist, wer nicht besticht (Ps 26,10).
Auch im Neuen Testament wird von Bestechung berichtet. Sie wird aber auch hier durchgängig verurteilt. Im Rahmen des Passions- und Ostergeschehens wird berichtet, Judas sei durch Hohepriester bestochen worden (Mk 14,10f par). Hohepriester und Älteste hätten den Soldaten Bestechungsgeld gezahlt, damit diese die Lüge verbreiteten, der Leib Jesu sei nicht auferstanden, sondern gestohlen worden (ob diese Passagen historisch sind, ist umstritten). Von Richterbestechung wird in der Apostelgeschichte berichtet, indem Prokurator Felix von Paulus Bestechungsgeld will, um ein für ihn günstiges Urteil zu sprechen (Apg 24,26f). Dass das von den Römern kontrollierte Zollwesen zur Zeit Jesu korrupt war, ist belegt und wird an der Geschichte des unrechtmässig erworbenen Gutes des Oberzöllners Zachäus und seiner Abkehr davon deutlich (Lk 19,1-10). Als die vielleicht gefährlichste Form der Korruption wird die Bestechlichkeit des Glaubens geschildert: Simon bietet den Aposteln Petrus und Johannes Schmiergeld an, um sich die Fähigkeit zu erkaufen, durch Handauflegung den Heiligen Geist zu verleihen (Apg 8,8-24). Was eine unerwerbliche Gabe Gottes ist, kann nicht heimlich käuflich erworben werden, ist hier die ,Moral von der Geschicht'.
Die Bedeutung dieser - weitgehend in erzählenden Geschichten vermittelten biblischen Einsichten in die Korruptionsbekämpfung - liegt für die Ethik darin, dass sie mit den Geschichten "Bilder des gelungenen Lebens und einer korruptionsfreien Gesellschaft" (Bondolfi, 1996, 7) vermitteln. Es spiegeln sich darin Grundwerte, die dann von einer Ethik der Transparenz in Begriffe gefasst wird. Dies wird im folgenden versucht.
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